Mit „Erinnerungsbäumen“ die Landschaft wiederbeleben

An Ideen mangelte es der Projektgruppe „Landschaft, Naherholung und Tourismus“ nicht, in der sich im Herbst 2006 eine Handvoll engagierter Dransfelder/innen im Rahmen der „Zukunfts- und Planungswerkstatt Dransfeld“ zusammengefunden hatten.
Schnell stand für alle Mitstreiter fest,  dass der Standortfaktor „Landschaft“ nicht nur als wertvollstes Basiskapital unserer Stadt anzusehen ist,  das es zu erhalten und zu entwickeln gilt.
Zugleich war unübersehbar, daß in nahezu allen Bereichen in und um Dransfeld akuter Handlungsbedarf besteht,  um die vielerorts schleichenden Substanzverluste unserer landschaftlichen Vielfalt und regionalen Identität aufzuhalten.
Wurden kurz vor dem 1. Weltkrieg im Gebiet der Stadt Dransfeld und den Außendörfern noch 13.500 Obstbäume gezählt, sind hiervon über die Jahrzehnte – unbenommen stellenweiser Nachpflanzungen – vielfach nur bescheidene Reste erhalten geblieben. Ein Großteil der Bäume, darunter manche alte und seltene Sorte, ist stark überaltert und tendenziell abgängig. Jedem stärkeren Sturm – und zahlreichen anderen, darunter leider auch menschlichen Einflüssen – fallen einige der alten Exemplare zum Opfer, womit sich der Gesamtbestand fortlaufend dezimiert – zu Lasten der gewachsenen Vielfalt und des Freizeit- und Erlebniswertes unserer Erholungslandschaft.

Anlass genug und eine besondere Herausforderung für die Projektgruppe, dieser Entwicklung aktiv entgegenzuwirken. Doch woher die dafür nötigen Mittel nehmen? Schließlich kostet die Pflanzung eines jungen Baumes mit allem Zubehör – je nach Art – zwischen 35 und 50 Euro!

So wurde in der Projektgruppe die Idee geboren, eine alte Tradition wieder neu zu beleben:
Die Stiftung von persönlichen „Erinnerungs- und Jubiläumsbäumen“! Doch nicht an Völker­schlachten soll erinnert oder Kaisers Geburtstag gedacht werden, sondern an ganz persönliche Ereignisse und Anlässe im Leben. Und derer gibt es viele:
Die eigene Hochzeit, die Geburt eines Kindes, seine Einschulung, der Schulabschluß oder ein runder Geburtstag. Aber nicht nur Einzelpersonen, sondern auch Vereinen, Unternehmen und öffentlichen Institutionen, etwa Schulen und Kirchen, eröffnet sich hiermit eine Möglichkeit, her­ausragende Ereignisse, Erfolge oder Jubiläen auf bleibende Weise in Erinnerung zu halten.
Nicht zuletzt findet sich kaum eine stilvollere und würdigere Form, einem geschätzten Mit­menschen mit einem eigens für ihn gestifteten und an einem öffentlichen Ort – z.B. an einem Wanderweg – gepflanzten Baum ein individuelles und zugleich würdiges Gedächtnis zu setzen.

Lässt die Zeit normalerweise Erinnerungen schnell verblassen – ein Baum, der über die Jahrzehnte allmählich heranwächst und gedeiht, ruft diese mit jeder Begegnung immer wieder aufs Neue wach. Und je stattlicher der Baum, desto nachhaltiger sein Eindruck.

Damit der persönliche Bezug zu der stiftenden Person oder Institution gewährleistet ist, wird jeder gepflanzte Jungbaum mit einer kleinen, aber witterungsfesten Plakette ausgestattet, die den Stifter bzw. den Gewürdigten und die gepflanzte Baumart ausweist.
Durch die Verwendung möglichst vieler heimischer Feldgehölz- und Obstbaumarten wird so langfristig auch eine kleine botanische Schausammlung entstehen – ein Arboretum, das die Landschaft um Dransfeld bereichern wird.

Die Projektgruppe „Landschaft, Naherholung und Tourismus“ erhofft sich, dass mit den Pflanz-Aktionen die alte Tradition des „Erinnerungs- und Jubiläumsbaumes“ wieder Verbreitung und zahlreiche Nachahmung finden wird.
Verfolgt werden aber auch neue Ansätze. Namentlich der Querbezug zu dem hochaktuellen, ohne Zweifel zukunftsbedeutsamen Themenfeld „Kommunaler Klimaschutz“ bietet hierbei vielfältigste Chancen sowohl zur Sensibilisierung als auch zur Motivation unserer Mitbürger/innen. Die Stiftung und Neupflanzung eines Baumes wird so vor Ort zu einem kleinen, gleichwohl persönlichen und konkreten Beitrag zur Lösung der globalen Herausforderungen.