Vogel des Jahres

Seit 1971 kürt der Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU) alljährlich den Vogel des Jahres. Seit 2021 wird er durch eine öffentliche Wahl bestimmt.
Damit war der NABU – damals noch Deutscher Bund für Vogelschutz (DBV) – die erste Naturschutzorganisation, die auf diese Weise auf die kritische Lage bedrohter einheimischer Tierarten und ihrer Lebensräume öffentlichkeitswirksam aufmerksam gemacht hat.

Der Vogel des Jahres 2024 ist ... der Kiebitz

Vogel des Jahres 2024: Der Kiebitz
Foto: Dominic Cimiotti

Fast 120.000 Menschen haben bei der Wahl zum Vogel des Jahres mitgemacht – und dabei am häufigsten den Kiebitz gewählt. Der „Gaukler der Lüfte“ war früher noch sehr häufig zu sehen, mittlerweile aber gilt er als stark gefährdet.

05. Oktober 2023 – Deutschland hat gewählt: Der künftige Vogel des Jahres 2024 wird der Kiebitz sein – damit löst er ab Januar den amtierenden Jahresvogel, das Braunkehlchen, ab. Fast 120.000 Menschen haben sich an der vierten öffentlichen Vogelwahl vom NABU und seinem bayerischen Partner, dem Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV), beteiligt.
Auf den Kiebitz entfielen dabei 33.289 Stimmen (27,8 Prozent), 27.404 (22,9 Prozent) auf den Steinkauz, 25.837 (21,5 Prozent) für das Rebhuhn, 23.239 (19,4 Prozent) auf die Rauchschwalbe und 10.152 (8,5 Prozent) für den Wespenbussard.

„Wieder haben weit über 100.000 Menschen aus ganz Deutschland an unserer öffentlichen Vogelwahl teilgenommen. Das Interesse an der heimischen Vogelwelt ist ungebrochen. Darüber freuen wir uns sehr“, sagt Leif Miller, NABU-Bundesgeschäftsführer.

Sieger der letzten Jahre

2023: Das Braunkehlchen
Vogel des Jahres 2023: Das Braunkehlchen
Foto: Getty Images/Michel Viard

Fast 135.000 Menschen haben bei der Wahl zum Vogel des Jahres mitgemacht – und dabei am häufigsten das Braunkehlchen gewählt. Feldsperling, Neuntöter, Trauerschnäpper und das Teichhuhn hatten das Nachsehen.

27.Oktober 2022 – Deutschland hat einen neuen Vogel des Jahres: 2023 trägt das Braunkehlchen den Titel und löst damit den Wiedehopf ab. Bei der dritten öffentlichen Wahl vom NABU und seinem bayerischen Partner, dem Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV), haben fast 135.000 Menschen mitgemacht. 58.609 Stimmen entfielen dabei auf das Braunkehlchen, 24.292 auf den Feldsperling, 22.059 auf den Neuntöter, 21.062 auf den Trauerschnäpper und 8.797 auf das Teichhuhn.

Das Braunkehlchen ist 12 bis 14 Zentimeter groß und verdankt seinen Namen seiner braun-orangen Brust und Kehle. Wegen des weißen Gesichtsbandes über den Augen wird es auch „Wiesenclown“ genannt. Sein Lebensraum sind feuchte Wiesen, Brachen und Feldränder. Wichtig für das Braunkehlchen sind einzelne Büsche, hohe Stauden oder Zaunpfähle, welches der Vogel als Sing- und Ansitzwarte nutzen.

Außerdem hat es eine besondere Strategie, um sich vor Fressfeinden zu schützen: Wenn ein Greifvogel am Himmel auftaucht, nimmt das Braunkehlchen eine „Pfahlstellung“ ein und versucht so, sich unsichtbar zu machen.

Das Braunkehlchen frisst Insekten, Spinnen und Würmer, im Herbst auch Beeren. In Deutschland leben noch 19.500 bis 35.000 Brutpaare, Tendenz leider stark fallend. Der frisch gekürte Vogel des Jahres 2023 kommt übrigens fast überall hierzulande vor, am häufigsten aber im Osten und Nordosten. Er bevorzugt weniger dicht besiedelte Regionen.

Dem Braunkehlchen wird der Titel „Vogel des Jahres“ in Abwesenheit verliehen – es ist Langstreckenzieher und bereits im September nach Süden aufgebrochen. Der kleine Singvogel verbringt den Winter mehr als 5.000 Kilometer von Deutschland entfernt südlich der Sahara. Im April kommt es wieder zu uns zurück.

Wie viele andere Zugvögel auch fliegen Braunkehlchen nachts. Tagsüber suchen sie nach Nahrung oder ruhen sich aus. Bei uns angekommen, suchen sie blütenreiche Wiesen und Brachen, um hier in Bodennestern zu brüten. Diese verschwinden allerdings zunehmend, weshalb der Bestand des Braunkehlchens seit Jahrzehnten zurückgeht. Helfen kann man dem Braunkehlchen, indem man beim Einkauf auf regionale und ökologisch produzierte Lebensmittel zurückgreift.

Wir freuen uns über die erneut sehr hohe Beteiligung an unserer Vogelwahl. Die Menschen haben diesmal eine europaweit stark gefährdete Vogelart gewählt und ihr so die dringend nötige Aufmerksamkeit verschafft. Das Braunkehlchen braucht ungemähte Wiesen und Blühstreifen. Aber diese sind leider durch die intensive Landwirtschaft immer seltener zu finden.

Leif Miller
NABU-Bundesgeschäftsführer

2022: Der Wiedehopf
Vogel des Jahres 2022: Der Wiedehopf

Der Sieger der Wahl zum Vogel des Jahres steht fest: Der Wiedehopf hat mit 45.523 Stimmen und 31,9 Prozent die meisten Stimmen erhalten. Damit ist er nach dem Rotkehlchen der zweite Jahresvogel, der öffentlich gewählt werden konnte.

Der Wiedehopf (Upupa epops) ist einer der auffälligsten heimischen Vögel – mit seinem orangeroten Gefieder und seiner markanten Federhaube wurde der Wiedehopf auch wegen seiner spektakulären Erscheinung gewählt. Viele Wähler konnten sich aber sicher auch mit seinem Wahlslogan: „Gift ist keine Lösung“ identifizieren. Der Wiedehopf benötigt halboffene bis offene insektenreiche Landschaften – viele Insekten gibt es nur ohne Pestizideinsatz.

Der Wiedehopf war im 19. Jahrhundert ein gebietsweise häufiger Vogel, ist heute jedoch gefährdet in Deutschland. Weil ihm Nahrung und Lebensräume fehlen, gibt es nur 800 bis 950 Brutpaare. In der Roten Liste der Brutvögel gilt die Vogelart deshalb als gefährdet (Kategorie 3). Doch es gibt Hoffnung: Mitte der 1990er-Jahren wurden nicht einmal 300 Brutpaare gezählt – der Bestandstiefpunkt der vergangenen Jahrzehnte. Seitdem wächst ihre Zahl.

2021: Das Rotkehlchen
Vogel des Jahres 2021: Das Rotkehlchen
Erithacus rubecula

Bereits seit 1971 küren NABU und LBV den „Vogel des Jahres“ – doch zum 50. Jubiläum war alles anders. Erstmals rief der NABU die Bevölkerung dazu auf, den Vogel des Jahres 2021 selbst zu wählen. Mit großem Abstand gewonnen hat: das Rotkehlchen.

Das Rotkehlchen ist vermutlich Deutschlands beliebtester Singvogel. Wer im eigenen Garten das Beet umgräbt, der hat schnell ein Rotkehlchen an seiner Seite. Es sucht in der aufgeworfenen Erde nach Würmern, Schnecken, Spinnen und Insekten. Mit seiner orangefarbenen Brust ist der zutrauliche Vogel leicht zu erkennen.
Kleiner Sänger mit großer Stimme – der Gesang ist eine Abfolge hoher Töne, die in einer „perlenden“ Strophe enden.

2020: Die Turteltaube
Vogel des Jahres 2020: Die Turteltaube
Streptopelia turtur

Unter unseren heimischen Tauben hat die Turteltaube eine kleine Sonderstellung inne, denn sie ist ein Langstreckenzieher. Deswegen hat sie auch nur eine kurze Brutzeit. Ihre Verbreitung ist auf trocken-warme Gebiete beschränkt, und sie hält sich weitgehend von Städten fern. Doch diese Sonderstellung ist nicht gerade vorteilhaft für die kleine Taube, denn sie sieht sich vielerorts drastischen Bestandsrückgängen gegenüber.

2019: Die Feldlerche
Vogel des Jahres 2019: Die Feldlerche
Alauda arvensis

Die Feldlerche hat seit den 1980ern teilweise dramatische Bestandsverluste erlitten, sodass sich ihr Bestand in Deutschland bis heute halbiert hat. Noch ist sie ein typischer Feldvogel und daher recht bekannt. Sie bevorzugt offene Lebensräume mit abwechslungsreicher Vegetation. Ihr Gefieder ist überwiegend braun, und das Männchen besitzt eine kurze, stumpfe Federhaube, die es aufstellen oder anlegen kann.

2018: Der Star
Vogel des Jahres 2019: Der Star
Sturnus vulgaris

Stare sind allseits bekannte Brutvögel in Deutschland. Auffällig sind vor allem die großen Schwärme, in denen sie sich außerhalb der Brutzeit zusammenfinden und spektakuläre Formationsflüge vollführen. Ihr Gefieder ist überwiegend dunkel und schimmert gerade im Frühjahr grünlich, violett und bronzefarben. Im Schlichtkleid sind Stare mit weißen Flecken übersät. Auf den ersten Blick kann man sie mit Amseln verwechseln, die jedoch einen längeren Schwanz und andere Körperproportionen haben.

2013: Die Bekassine
Vogel des Jahres 2013: Die Bekassine
Foto: NABU – W. Rolfes
Gallinago gallinago

Sieht man von einigen wenigen Brutverdachtsfällen im Bereich des Seeburger Sees einmal ab, so dürften wenig Hoffnungen bestehen, die Bekassine im Landkreis Göttingen unserer Tage noch als Brutvogel anzutreffen.
Werden gelegentlich doch einmal größere Ansammlungen dieses etwa drosselgroßen Schnepfenvogels beobachtet, so handelt es sich bei diesen zumeist um rastende Durchzügler, die in einem letzten halbwegs intakten Feuchtgebiete in Südostniedersachsen eine kurze Verschnaufpause auf ihrem alljährlichen Vogelzug eingelegt haben.
Der Verlust ihrer Lebensräume, inssondere von Mooren und Feuchtwiesen, dürfte ursächlich dafür sein, daß sich der Brutbestand in der Bundesrepublik Deutschland in den letzten 20 Jahren etwa um die Hälfte verringert hat.
Hohe Verluste fordert aber auch die Schnepfenjagd, die in vielen Ländern Europas noch zulässig ist.

2011: Der Gartenrotschwanz
Vogel des Jahres 2011: Der Gartenrotschwanz
Foto: NABU – Birdpictures / R. Rößner
Phoenicurus phoenicurus

Obwohl in vielerlei Hinsicht ein enger Kulturfolger des Menschen, macht sich der Gartenrotschwanz in unserer Umgebung in den letzten Jahren zunehmend rar.
So finden sich auch bei uns im Altkreis Münden, wo die Art noch in den 60er Jahren als verbreiteter Brutvogel belegt ist und – zumindest stellenweise – sogar häufiger als der Hausrotschwanz (Phoenicurus ochruros) war, heute nur noch vereinzelte Nachweise. Selbst im günstigsten Falle bleibt fraglich, ob die Gesamtzahl an Brutpaaren im Kreis Göttingen aktuell einen dreistelligen Wert erreichen würde.
Als Bewohner lichter Wälder und diverser halboffener Landschaften scheint – grob betrachtet – auch heute kein ]Mangel an geeigneten Biotopen für den Gartenrotschwanz zu bestehen.
Dennoch genügen viele Friedhöfe, Parks, Hausgärten, Weiden und Obstwiesen mittlerweile wohl nicht mehr seinen spezifischen Habitatansprüchen. So sind es in der Region Göttingen vornehmlich Kleingartenkolonien, wo unser Gartenrotschwanz aktuell überhaupt noch anzutreffen ist.

2009: Der Eisvogel
Vogel des Jahres 2009: Der Eisvogel
Foto: NABU – Tom Dove
Alcedo atthis

Bereits 1973 vom „Deutschen Bund für Vogelschutz“ (DBV) erstmals zum „Vogel des Jahres“ gekürt, ist der farbenprächtige Eisvogel noch immer ein seltener Anblick. Kein Wunder – leben im gesamten Landkreis Göttingen zur Zeit doch nur etwa 25 Brutpaare dieser Vogelart.
Auch im Gebiet der Samtgemeinde Dransfeld findet der Eisvogel nur an einigen wenigen Stellen sein Auskommen, so u. a. am Unterlauf der Nieme.
Viele Gewässer zeigen dagegen hinsichtlich ihrer ökologischen Qualität nach wie vor erhebliche Defizite, so dass sie den hochspezifischen Lebensraumansprüchen des Eisvogels nicht genügen. Vor allem die Verschmutzung und Verbauung weiter Gewässerabschnitte verhindern vielfach, dass unser „fliegender Edelstein“ vor Ort wieder Fuß fassen kann. Lange, harte Winter führen so immer wieder zu einem großflächigen Zusammenbruch der oft weit verstreuten Einzelvorkommen.

Archiv

1971–2000
2000 Rotmilan Milvus milvus
1999 Goldammer Emberiza citrinella
1998 Feldlerche Alauda arvensis
1997 Buntspecht Dendrocopus major
1996 Kiebitz Vanellus vanellus
1995 Nachtigall Luscinia megarhynchos
1994 Weißstorch Ciconia ciconia
1993 Flussregenpfeifer Charadrius dubius
1992 Rotkehlchen Erithacus rubecula
1991 Rebhuhn Perdix perdix
1990 Pirol Oriolus oriolus
1989 Teichrohrsänger Acrocephalus scirpaceus
1988 Wendehals Jynx torquila
1987 Braunkehlchen Saxicola rubetra
1986 Saatkrähe Corvus frugilegus
1985 Neuntöter Lanius collurio
1984 Weißstorch Ciconia ciconia
1983 Uferschwalbe Riparia riparia
1982 Gr. Brachvogel Numenius arquata
1981 Schwarzspecht Dryocopus martius
1980 Birkhuhn Lyrurus tetrix
1979 Rauchschwalbe Hirundo rustica
1978 Kranich Grus grus
1977 Schleiereule Tyto alba
1976 Wiedehopf Upupa epops
1975 Goldregenpfeifer Pluvialis apricaria
1974 Mehlschwalbe Delichon urbica
1973 Eisvogel Alcedo atthis
1972 Steinkauz Athene noctua
1971 Wanderfalke Falco peregrinus