Beweidung

Beweidung der Dransfelder Meinte

Spätestens nach der Übernahme eines neuen, im Rahmen des Nieme-Projektes von uns erworbenen Areals stellt sich die Herausforderung, konkrete Entwicklungsziele für das Grundstück festzulegen.
Meist stehen umfassende Maßnahmen zur Um- und Neugestaltung am Anfang eines oft langzeitlich angelegten Renaturierungsprozesses.
Aber nicht alleine mit diesem Schritt erfolgt eine Weichenstellung, die den weiteren Entwicklungsgang auf der Fläche im Wesentlichen mitbestimmt.
Im gleichen Zuge gilt es, die nachfolgende Nutzung, Unterhaltung und Pflege des Areals und den damit verbundenen Kosten- und Arbeitsaufwand mit den langfristigen ökologischen Zielsetzungen, die in letzter Konsequenz immer Vorrang genießen, in Einklang zu bringen.
Als Ideal streben wir daher für unsere Grundstücke maßgeschneiderte Nutzungskonzepte an, deren Prämisse darin besteht, die anfallenden Unterhaltungskosten einerseits so weit als nur möglich zu minimieren. Indessen soll die Fläche auf Basis einer naturverträglichen Nutzung zumindest soviel Ertrag erbringen, daß eine Deckung der Pflegeaufwendungen erreicht wird. Dieses Prinzip zielt vornehmlich auf jene Areale, die nicht der natürlichen Sukzession überlassen werden, sondern wenigstens zum Teil als Offen- bzw. Grünland erhalten bleiben sollen.

Ein Instrumentarium der naturnahen Landschaftspflege, das sich bei zahlreichen der bislang von uns erworbenen und naturnah genutzten Biotopflächen bewährt hat, ist deren extensive Beweidung durch Rinder, Schafe und Ziegen. Vorzugsweise Verwendung finden dabei spezielle Robustrassen wie Schottische Hochlandrinder, Galloways und Skudden, die sich im besonderen Maße durch Genügsamkeit, Witterungstoleranz und geringe Krankheitsanfälligkeit auszeichnen. Diese Rassen lassen sich in der Regel ohne Probleme ganzjährig im Freiland halten.

Durch das selektive Abweiden der von uns festgelegten Bereiche wird nicht nur übermäßiger Gehölzaufwuchs in Grenzen gehalten. Die Bevorzugung wie Meidung bestimmter Pflanzenarten führt überdies zur Herausbildung einer artenreichen, horizontal und vertikal differenzierten Vegetationsstruktur, von der eine Vielzahl von Tierarten, allen voran Insekten wie Zikaden, Heu­schrecken, Ameisen und Laufkäfer auf unterschiedlichste Art und Weise profitieren können. Diese stellen wiederum für höhere Tierarten in der Nahrungskette, namentlich für Fledermäuse und zahlreiche Vogelarten ein unverzichtbares Fundament für ihre Ernährung dar.

Nicht nur durch die vielgestaltige Ausprägung der Bodenvegetation, sondern auch durch die Weidetiere selbst und ihre Hinterlassenschaften werden im großen Maßstab Insekten angelockt. Keineswegs sind es alleine nur Schwärme lästiger Fliegen, Bremsen und Stechmücken, die besonders unseren vierbeinigen Pflegekräften zusetzen, vielen Singvogelarten wie dem Mauersegler, den Schwalben und Fliegenschnäppern aber als elementares Nahrungsreservoir dienen. Bei genauem Hinsehen findet sich ein breites Spektrum weiterer, wenngleich eher weniger auffälliger Arten, die in ganz eigener Weise ihren Nutzen aus der Tätigkeit der großen Weidetiere ziehen – so etwa Schmetterlinge und Blatthornkäfer wie die Mistkäfer. Gerade Großinsekten wie die zahlreichen Arten von Dungkäfern, aber auch Heuschrecken und Laufkäfer erweisen sich hier als bedeutender Schlüsselfaktor, der wiederum maßgebend für das Vorkommen anderer, heute meist extrem selten gewordener Tierarten wie u.a. den Neuntöter (Lanius collurio), den Wiedehopf (Upupa epops) oder die Große Hufeisennase (Rhinolophus ferrumequinum) ist.

Grundlage der Extensivbeweidung der Biotopflächen des NABU Dransfeld im Niemetal ist die Zusammenarbeit mit einzelnen landwirtschaftlichen Nebenerwerbsbetrieben aus der Region. Durch die Verpachtung unserer Flächen erzielen wir zudem auch – wenngleich bescheidene – Einnahmen, die wir wiederum zur Unterhaltung dieser und anderer Biotope einsetzen.